Der Stern von Siberio (4)

Gerade als die Flut von Feinden über die letzten verbliebenden Kämpfer zusammenschlug klingelte leise in der Ferne ein Glöckchen.
Ein unheimlich gleißendes Licht durchschlug den Innenhof und Energie materialisierte sich. PhanZero und die anderen konnten gerade noch ihre Augen schützen und als sie sie wieder aufschlugen sahen sie eine irrwitzige Szene.
Die Feinde standen erstarrt vor ihnen, teils mit gezückten Schwerten und bei einigen lief der Geifer auf Blut noch aus den Mäulern. Das heißt er stand ebenfalls in der Luft und berührte nicht den Boden wie er sollte.
"Verdammt!" entfuhr es Tobacco. "Was ist denn hier los?"
Alles war erstarrt.
Der Wind war erstarrt, die Fackeln die an den Mauervorsprüngen aufgestellt waren, brannten nicht weiter.
Die Vögel am Himmel schienen ebenfalls nur aufgemalt zu sein.
Die Drei sahen sich verwundert an, als ein Räuspern die Aufmerksamkeit auf sich zog.
"Los, ihr Kämpfer! Wir sollten hier verschwinden." sprach Keyblade Master die Drei an während er sich vor ihnen aufbaute.
"Was machst du denn hier? Wolltest du nicht dem Ganzen fernbleiben?" fragte Evil den Schlüsselschwertträger.
"Naja, es kam halt anders. Und ich habe eine Menge Spielschulden beim Kartenspielen gemacht." antwortete Keyblade und sah verschämt auf den Boden.
"Ja, wie? Du warts doch nicht allzulange weg?" entgegnete PhanZero
"Der Schatten von Windamere sollte eigentlich wissen, das es Orte gibt an denen die Zeit anders verläuft." räusperte Keyblade sich.
"Zudem, führt Vynix zusammen mit den zwei anderen Böses im Schilde. Er darf den Stern nicht bekommen, wir müssen uns beeilen und Bothex zuerst kaltstellen." fuhr er weiter fort.
"Was sollte den Feuervogel ein doppeltes Spiel interessieren? Ist er nicht ohnehin unsterblich und sollte nicht von schnöden menschlichen Motiven geleitet werden?"fragte Evil weiter nach.
Keyblade griff nach hinten zu seinem Schwert und zeigte es Evil.
"Das will der Feuervogel. Er mag zwar unsterblich sein, aber glaubt mir...unsterblich zu sein und nur in einer Welt zuwandern, macht einen wahnsinnig." antwortete der Schlüsselmeister und steckte sein Schwert wieder weg.
Eine unangenehme Pause entstand und man sah förmlich wie die Drei angestrengt darüber nachdachten.
PhanZero durchbrach als Erster das Schweigen: "Erklär mir das Hier?" entgegnete er an die Adresse Keyblade Masters und deutete auf die leblose Szenerie.
"Ich bin ein Wächter, ein Zeiten - Wächter!" antwortete Keyblade und zeigte mit dem Arm auf die erstarrte Umgebung.
"Ferner passe ich auf alle Türen dieser und anderer Welten auf, damit all das was hierhin gehört...auch hier bleibt. Der Feuervogel ist beinahe so alt wie die Zeit selbst, aber eben nur beinahe...Sollte er das Schwert bekommen auf das ich aufpasse, wird es ein böses Ende nehmen." sprudelte es aus dem Türwächter heraus.
"Und was hast du jetzt vor?" entgegnete PhanZero.

Währenddessen im Zelt des Monsterprinzen Bothex, welches nicht weit vom Kampfgeschehen aufgestellt worden war...bewegte sich Vynix als Einziger unter den Erstarrten.
Bothex gespaltene Zunge stand aus seinem Maul heraus und war in der Luft festgepappt.
Vynix wusste sofort das der Schlüsselschwertträger wieder zurück in dieser Welt war.
Seine Gedanken hingen nur am Schwert welchem er schon seit Jahrhunderten hinterherlief, jedoch niemals bekommen konnte.
Er sah Bothex an, der mittlerweile seine Prinzengarderobe trug und auf dessen Kopf eine Krone thronte.
Es wäre ein Leichtes gewesen ihm seine Kopf abzuschneiden und das Juwel aus seiner Krone herauszubrechen.
Doch er brauchte Bothex noch als Köder, wenn er den Schlüsselschwerträger besiegen wollte und der Stern von Siberio war der Schlüssel dazu.
Vynix wusste als Einer der Wenigen das die Zeit selbst dieses Juwel in diese Welt gebracht hatte.
Es war eine Art Notbremse für die Auserwählten Schlüsselträger, sollte die Macht und die Verantwortung welche ihnen obliegt, sie jemals korrumpieren oder in den Wahnsinn treiben.
"Der einzige Weg einen Schlüsselmeister zu töten war dieses Juwel!" dachte Vynix laut nach und begann diabolisch zu grinsen. Selbstverständlich wusste der Schlüsselmeister davon nichts.
Vynix schritt noch einige Male auf und ab und in seinem Inneren braute sich ein Plan zusammen.

"Wir müssen hier weg und an Bothex rankommen." antwortete Keyblade Master.
Evil sah auf die Monster die immer noch erstarrt wie Salzsäulen nichtmal 5 Schritte vor ihm standen.
Ihre Waffen zum Todeshieb bereit.
"Kannst du mir sowas auch beibringen?" entfuhr es Evil und deutete auf die allgemeine Leblosigkeit der Umgebung.
Keyblade Master lächelte und schüttelte den Kopf:
" Ist alles inklusive, wenn du als Zeiten - Wächter auserkoren bist. Naja, normalerweise ist es streng verboten den Zeitstrom zu manipulieren. Aber anders wärt ihr bestimmt schon Monsterfutter geworden. Zumal es hier ja eh keiner mitbekommt, da sie ja alle von der Zeit hier abhängig sind."
Keyblade Master zog drei Kapseln aus einem Lederbeutel und hielt sie den anderen hin.
"Das sind Zauberkapseln die euch für eine gewisse Zeit in Monster seiner bothexschen Armee verwandeln. Wir spazieren ganz einfach im allgemeinen Siegestaumel bis direkt ins Herz der Kobra." fuhr Keyblade Master fort.
Die Drei starrten ungläubig auf die Hand des Schlüsselwächters.
" Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker." witzelte Keyblade herum, der dafür nur böse Blicke erntete, da die anderen nicht wussten was er meinte.
" Das ist der Plan? Ich mein und dann, wenn wir die Kobra vor Augen haben?" fragte Tobacco der gerade sein frischgerolltes Bergkraut mit dem alten Stümmel wieder anzündete.
Keyblade Master wischte die Frage weg und antwortete: " Das lasst mal meine Sorge sein."
PhanZero nahm als Erster die Kapsel gefolgt von den anderen.
Keyblade Master nickte zufrieden.
Ein Glöckchen ertönte und mit einem Schlag floß die Zeit wieder.
Die ersten Monster die unsere 3 Kämpfer zuerst erreicht hätten zerschellten an der massiven 2. Verteidigungstür.
Die zweite Welle die losbrandete wurde von den eigenen Monstern abgeschlachtet. Es herrschte ein heilloses Durcheinander, indem auch niemand mitbekam, wie drei der Monster - Soldaten sich langsam durch das zerstörte Tor auf den Rückweg machten. Einer der Drei hustete unentwegt.

Im Zelt der Kobra lief die Zeit auch wieder weiter und gerade als Vynix das Wort ergreifen konnte kam Taven aufgeregt in das Zelt geflogen.
Er näherte sich Bothex und gab ihm zu verstehen das der Innenhof der Festung gestürmt werden konnte.
Bothex Augen leuchteten auf. "Alle tot?"
Taven schilderte bis ins kleinste Detail die Erstürmung der Festung und ließ wohlwissend die Stellen aus, wobei die Soldaten des Prinzen nicht gut wegkamen.
" Das sind gute Nachrichten!" jubilierte der Prinz.
"Sind wirklich alle Verteidiger tot." fuhr Vynix dazwischen. "Davon muss ich mich selber überzeugen."
Vynix sprang auf und wies Havok und Maryokutai mitzukommen.
Der Feuerkrieger war sichtlich abgelenkt, sonst hätter er wahrscheinlich das leise Klingen eines Glöckchens wahrgenommen, welches ganz in seiner Nähe ertönte.

Fortsetzung folgt!

written by Hirschchen